AI 5 – Prismarinepaint

AI 5 – Prismarinepaint

Das Internet wird derzeit mit AI-erstelltem Bildermüll überflutet, genug Beispiele findet man bei Deviantart. Es gibt wenige, bei denen ich denke, dass sie eine neue Qualität in die Bilderflut bringen. Zu diesen seltenen Leuten gehört nach meiner Meinung PrismarinePaint.

Hinter dem Namen steht ein männlicher Australier – mehr weiß ich nicht. Nach der Namenswahl mag er Minecraft – im wahren Leben gibt es kein Prismarin, aber in virtuellen Ozeanmonumenten. Er mag Bondage, dominante und devote Frauen, Keuschheitsgürtel, Latex, Mummifikation mit Folien, Ponygirls und teilt die Welt in Vanilla und NSFW ein – was „not safe from work“, also „Nur allein anschauen!“ bedeutet. Aber auch seine Vanillabilder würde ich mir nicht an jedem Computer anschauen.

Das Bild links könnte man sich glatt an die Wand hängen – eine betende Nonne, vielleicht etwas jung für den Orden. Die gesamte Kleidung ist aus Latex, die AI hat immer noch so ihre Probleme mit Latex, Leder, Nylon – da ist noch Luft nach oben. Die AI lernt schnell. Der Metallgürtel, bei dem man sich selbst denken muss, ob er verstecken oder schützen soll, macht ein eindeutiges Fetischbild aus dem Werk. Man kann sich lange streiten, ob es ein Urheberrecht an KI-generierten Bilder gibt. Was PrismarinePaint auszeichnet, sind ein eindeutiger Bildstil, den er gewählt hat und anspruchsvolle Bildtitel, die den Bildern eine zusätzliche Information geben. Die Nonne heisst nicht „Latexnun 193A“, sondern wie die vorletzte Bitte im Vaterunser: „Und führe uns nicht in Versuchung!“ Das find ich anspruchsvoll und doppeldeutig bis vielschichtig. 

Das Bild rechts „static exercise“ zeigt ein optisches Durcheinander, wie es nur die KI anrichten kann. Natürlich kann ich nicht ermitteln, ob die KI beim Material Spandex oder Leder im Kopf hatte – sie hat keinen Kopf. Der direkte Übergang der Stiefel in den Anzug wäre mal ein neues maßgeschneidertes Produkt, das bestimmt gekauft würde. Viel wichtiger finde ich die Bildkomposition: Ein klarer raum, eine klare Haltung, Pose und selbst das leichte Schwitzen stimmen: Man bekommt nicht heraus, ob sie dort unfreiwillig ist, sie sich die Armbinder gewünscht oder sich in diese Position begeben hat. Es noch spielerisch, nicht brutal. So mag ich es. 


Die nächsten zwei Bilder zeige ich mit freundlicher Genehmigung von L8xbrbr, der mittlerweile die Bilder gekauft hat. Das Bild links heißt „Contortionist“  und zeigt eine recht ästhetische Darstellung einer  Fesselung in vermutlich unbequemer Position. So etwas kann man nur im Kopf oder virtuell machen. Schön gemachte Seilfesselungen haben eine ganz eigene Ästhetik. Möglicherweise können das Bondageprofis in echt, wobei beide Beteiligte viel Erfahrung mit so etwas haben sollten. Das ist nichts zum Nachmachen für Amateure. Der Name des rechten Bildes ist „chainblock“, wofür es außer Kettenflaschenzug noch einige andere denkbare Übersetzungen gibt. Natürlich ist die Kettenfesselung optische Effekthascherei und physikalisch so unmöglich wie der Warpantrieb bei Startrek – aber sie sieht gut aus. Die Haltung und die Mimik der Protagonistin (Ich mag AI-generierte Figuren nicht als Model bezeichnen) ist stolz und so grummelnd, dass man lange über ihre Gedanken sinnieren kann. Wartet sie auf ihre Chance, wartet sie auf Rache oder auf den, der sie glücklich macht? Man weiß es nicht. 

Bei der Gelegenheit ein kleiner Exkurs in die Welt der digitalen Galerien. Seit Jahren gibt es bei Deviantart vielfältige Arten einer „Commission“. Ich kann also bei einem Künstler bitten, dass er mir für ein Geld ein Bild zu einer Geschichte oder eine Grafik nach meinen Vorgaben macht. Irgendwie blöd. Dann gibt es „Premium Collections“, also kleine Bezahlseiten zum Bildergucken. Wenn ich den Künstler unterstützen oder mehr sehen will, kostet das Geld. ich hab eine Weile bei Chasmer bezahlt, weil ich seine phantastischen Bilderwelten unterstützenswert fand. Seit 4 Monaten kommt nichts mehr.

Neuerdings gibt es „Exclusives“. Der Künstler stellt seine Bilder ins Netz, man kann einzelne Bilder kaufen, besitzt sie virtuell und sieht den Namen des Besitzers unten rechts unter dem Bild. Solange sie nicht auf der Festplatte des Besitzers verschwinden, sondern weiter für Fans öffentlich zu sehen sind, finde ich das gar nicht so schlecht. Man kann einen Künstler unterstützen und sich gleichzeitig einbilden, man hätte etwas dafür zurückbekommen. Da fällt das Spenden leichter. 
Damit das etwas verrückter wird, kann man seine Käufe sogar in eine Gallerie stellen wie hier.: Man kann sogar Bilder weiterverkaufen, wenn sie jemand haben will. Deviantart verdient sicherlich mit. Entweder wird das alles eine riesige Blase oder ein neuer Kunstmarkt. Vielleicht wird Fetischkunst sogar salonfähig und wir sind die Ersten. Ich sehe das ganze trotzdem nur als Möglichkeit, die Bilderersteller zum Weitermachen zu animieren.


Das letzte Bild zeigt eine Gemeinheit, nach dem Titel  „I cant reach it, can you?“ hat sich die AI eine schief ausgegangene Selbstbondage ausgedacht. Niemals werde ich ein Model finden, das so etwas mitmacht.  So erweitert die AI hier unsere Möglichkeiten. Wer es spannend findet, kann den Links folgen, man muss nicht. Gute Fotos sind selten geworden auf DA, seit es die AI-generierten Bilder gibt. Und ich staune über den sich verändernden Geschmack: In den Galerien (nicht in meinen) sind mittlerweile mehr weibliche Figuren mit einem ganz kleinen Keuschheitsgürtel zu sehen als virtuell weibliche Figuren. 

Falls es noch niemandem aufgefallen ist: An dem, was andere Menschen ins Internet stellen, lesen oder anschauen, kann man einiges über sie erfahren.

 

This Post Has 2 Comments

  1. Der Hype wird irgendwann nachlassen und die Meute, auf der Suche nach dem nächsten Kick, weiterziehen. Übrig bleiben wird eine Anzahl von Leuten, die es mehr oder weniger professionell nutzen werden.

    1. Das denke ich auch. Die Fotoszene wird danach kleiner sein.

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